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Schweizerisches Tropen- und Public Health Institut

Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist ein weltweit renommiertes Institut auf dem Gebiet der globalen Gesundheit mit besonderem Fokus auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Für weitere Informationen klicken Sie bitte auf das Logo des Mitglieds.

Eine Member Success Story:

Malariakontrolle bei Kleinkindern rettet Leben bis ins Erwachsenenalter

Eine Langzeitstudie in Tansania zeigt, dass Moskitonetze langfristig Leben retten. Zum ersten Mal wurde nachgewiesen, dass Kinder, die schon in jungen Jahren unter einem Moskitonetz schlafen, eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, das Erwachsenenalter zu erreichen.

Die Entwicklung von mehr als 6700 Kindern wurde im Rahmen der in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie beobachtet. Zwischen 1998 und 2003 wurden die Kinder regelmässig besucht, um zu sehen, wie regelmässig Netze verwendet wurden und 2019 startete eine Nachfolgestudie. Die Ergebnisse zeigten, dass Kinder, die gewohnheitsmässig unter einem Moskitonetz schliefen, eine um über 40% höhere Überlebenschance hatten als jene Kinder, die in ihrer frühen Kindheit nur selten unter einem solchen schliefen.

Malaria forderte im Jahr 2023 mehr als 597’000 Todesopfer und ist besonders für Kinder gefährlich. Die im Afrika südlich der Sahara häufig auftretende Krankheit wird durch einen Parasiten verursacht, der durch Mückenstiche übertragen wird. In Malariagebieten stellt das Schlafen unter einem mit Insektizid behandelten Moskitonetz eine der wirksamsten Möglichkeiten dar, das Leben von Kindern zu schützen. Bisher war jedoch die langfristige Wirkung einer frühkindlichen Malariakontrolle ungewiss.

Die Ergebnisse der nun erschienenen Langzeitstudie zeigen, dass Prävention in den ersten Jahren zu keinem Anstieg der Todesfälle in der späteren Kindheit führt, sondern zu einer deutlich höheren Überlebenswahrscheinlichkeit ins Erwachsenenalter.

„Wir wissen schon seit Langem, dass Moskitonetze das Leben junger Menschen retten, aber wir konnten nie mit Sicherheit sagen, wie lange der Nutzen anhält.”
Salim Abdulla, Leitender Wissenschaftler am IHI und Autor der Studie

Die Studie wurde von Forscherinnen und Forschern des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH), des Ifakara Health Institute (IHI) und der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) geleitet.

Salim Abdulla, leitender Wissenschaftler am IHI und Autor der Studie, erklärt: «Wir wissen schon seit Langem, dass Moskitonetze das Leben junger Menschen retten, aber wir konnten nie mit Sicherheit sagen, wie lange der Nutzen anhält. Unsere Studie zeigt, dass die Malariaprävention in der frühen Kindheit Auswirkungen hat bis ins Erwachsenenalter.»

Die Verwendung von Moskitonetzen in der frühen Kindheit rettet Leben bis ins Erwachsenenalter. (Foto: M. Kleeb, Swiss TPH) <br>

Die Verwendung von Moskitonetzen in der frühen Kindheit rettet Leben bis ins Erwachsenenalter. (Foto: M. Kleeb, Swiss TPH)

Zwischen 1998 und 2003 wurden 6706 Kinder in die Studie aufgenommen, die in den Distrikten Kilombero und Ulanga im ländlichen Tansania, in dem Malaria endemisch ist, geboren wurden. Bis 2003 besuchte ein Erhebungsteam die Kinder alle vier Monate zu Hause, um Informationen über die Verwendung von Moskitonetzen zu sammeln, die mit Insektiziden behandelt wurden. 16 Jahre später führte das Studienteam eine Folgeerhebung durch und konnte Informationen über 89% (5983) der ursprünglichen Teilnehmenden sammeln. Das Team erfuhr im Zuge dessen, dass leider über 600 der Kinder verstorben waren.

Bei der Analyse der Studiendaten entdeckten die Forschenden eine langfristige positive Wirkung von Moskitonetzen. Unter Verwendung von Regressionsmodellen zur Anpassung an andere Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen schätzten sie so den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Moskitonetzen und dem Überleben ab.

„Es ist bemerkenswert, wie gross die langfristigen Unterschiede in dieser Studie sind, und unterstreicht einmal mehr den hohen Nutzen von Investitionen in die Prävention von Infektionskrankheiten in der frühen Kindheit und in die frühkindliche Gesundheitsvorsorge im Allgemeinen.”
Günther Fink, Associate Professor für Epidemiologie und Haushaltsökonomie an der Universität Basel und am Swiss TPH und Erstautor der Studie

«Es ist so wichtig, dass wir die Möglichkeit haben, Langzeitstudien durchzuführen, um herausfinden zu können, wie es Kindern und Erwachsenen langfristig ergeht. Moskitonetze waren in der Vergangenheit ein wichtiges Element der Malariakontrolle und sind auch weiterhin Teil des Massnahmenpakets. Es ist bemerkenswert, wie gross die langfristigen Unterschiede in dieser Studie sind, und unterstreicht einmal mehr den hohen Nutzen von Investitionen in die Prävention von Infektionskrankheiten in der frühen Kindheit und in die frühkindliche Gesundheitsvorsorge im Allgemeinen», erklärt Günther Fink, Associate Professor für Epidemiologie und Haushaltsökonomie an der Universität Basel und am Swiss TPH sowie Erstautor der Studie.

Joanna Schellenberg, Professorin für Epidemiologie und internationale Gesundheit an der LSHTM und Letztautorin der Studie, ergänzt: «Es ist erstaunlich, dass wir Informationen über fast alle diese Kinder erhalten konnten, die vor zwei Jahrzehnten das Licht der Welt erblickt haben. Unsere Studie zeigt nicht nur, dass die Überlebenschancen durch eine Malariakontrolle im frühen Kindesalter bis ins Erwachsenenalter anhalten, sondern macht auch das Potenzial einer langfristigen gemeindebasierten Forschung deutlich. Diese zeugt von den engen sozialen Kontakten, die das Umfrageteam in den Studiengemeinden pflegten, sowie von der optimalen Nutzung des Mobilfunknetzes.»

Co-Autor Sigilbert Mrema, Forschungswissenschaftler am IHI, fügt hinzu: «Einer unserer Probanden war schon allein deshalb überglücklich, weil er durch unsere Studie sein genaues Geburtsdatum erfahren hat. Diese Art von Langzeitstudien ist nicht nur für die Gesundheitsüberwachung von Bedeutung, sondern dient auch der Verbesserung des Meldewesens.»

Text und Bilder von Swiss TPH.


Swiss TPH – Kompetenz für Gesundheit weltweit

Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist ein weltweit renommiertes Institut auf dem Gebiet der globalen Gesundheit mit besonderem Fokus auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Assoziiert mit der Universität Basel, verbindet das Swiss TPH Forschung, Lehre und Dienstleistungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. 950 Personen aus 95 Nationen sind am Swiss TPH in den Bereichen Klimawandel, Umwelt und Gesundheit, Infektionskrankheiten und nicht-übertragbare Krankheiten, gesellschaftlicher und kultureller Kontext sowie Gesundheitssysteme und -strategien tätig.

Mehr erfahren: www.swisstph.ch

Publikation

Günther Fink, Sigilbert Mrema, Salim Abdulla, S. Patrick Kachur, Rashid Khatib, Christian Lengeler, Honorati Masanja, Fredros Okumu, Joanna Schellenberg. Mosquito net use in early childhood and survival to adulthood in Tanzania. New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMoa2112524

Die Studie wurde von der Eckenstein-Geigy-Stiftung, der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit und dem Schweizerischen Nationalfonds finanziert.


SMG Member Success Stories

Die Member Sucess Stories veranschaulichen die wichtigsten Fortschritte in der Forschung, Prävention und Behandlung durch die Mitglieder der Swiss Malaria Group. Jede Geschichte zeigt, wie das Engagement unserer Mitglieder den Kampf gegen Malaria vorangebracht hat.

Länder

tanzania

Auswirkung

n.a.

Aktivität

Innovation & Research,Prevention